Das Kind nähert sich schrittweise an die korrekte Schreibweise von Wörtern, Sätzen und Texten an. Der Erwerb der Rechtschreibung erfolgt mit Hilfe verschiedener Strategien. Diese bauen aufeinander auf und laufen parallel zueinander ab.
In der Vorschulzeit...
Zunächst muss das Kind ein Bewusstsein für die Struktur von Wörtern entwickeln und erkennen. Es muss begreifen, dass man Wörter in noch kleinere Einheiten unterteilen kann. Hierzu muss es die Aufmerksamkeit von der Wortbedeutung auf die Wortstruktur lenken. Diese Fähigkeit nennt man die phonologische Bewusstheit. Erst auf dieser Basis ist es möglich die Rechtschreibung schrittweise zu erlernen und im ersten Grundschuljahr nach „Gehör“ zu schreiben. In der Vorschulzeit ist das Reimen und Klatschen von Silben daher eine gute Vorbereitung auf das Lesen und Schreiben.
Im ersten und zweiten Schuljahr...
Das Kind verschriftet zunächst die eigene Artikulation- jedem gesprochenen Laut wird ein geschriebener Buchstabe zugeordnet. Dabei werden die Wörter zunächst noch häufig unvollständig geschrieben und weichen noch erhebliche von der korrekten Normschreibweise ab. Schrittweise lernt das Kind dann, dass es keine 1:1 Beziehung zwischen der gesprochenen Sprache und der Schriftsprache gibt und lernt Laute wie <sch, ch, ei>.
Ab dem zweiten Schuljahr...
Ab dem zweiten Schuljahres erwirbt das Kind allmählich „Merkelemente“ (z.B. die Schreibung von. <ie> statt <i> oder <ah> statt <a>). Auch „Regelelemente“ wie z.B. Dopplungen von Lauten, und die Schreibung von <sp, st> statt <schp, scht>- lernt es allmählich. Außerdem lernt es langsam die Schreibungen von dem Wortstamm abzuleiten (z.B. Mäuse- Maus) und die Schreibung durch die bewusste Strukturierung von Wörtern (wie z.B. bei Ver-käuf-er- in) abzuleiten.
Ab Mitte des zweiten Schuljahres...
Ab Mitte des zweiten Schuljahres erkennt es, dass die Schreibung der Einzelwörter von der Satzbildung und der grammatischen Struktur abhängig ist. So kann es z.B. langsam über Groß-/ und Kleinschreibungen entscheiden. Auch der Gebrauch von Satzzeichen kann hierdurch erlernt werden.
Ab dem dritten Schuljahr...
Das Kind verfügt immer sicherer über die „Rechtschreibregeln“, es lernt die Regeln und Ausnahmen. Es kann Schreibweisen immer sicherer von der Grundform und von Wortteilen ableiten und lernt hierdurch z.B. „Räuber“ statt „Reuber“ oder „Hand“ statt „Hant“ zu schreiben. Es lernt die Rechtschreibregeln auch immer sicherer in Sätzen und Texten anzuwenden und achtet auf wortübergreifende Regeln. So beginnt es verschieden Satzzeichen zu verwenden und achtet auf die Groß- und Kleinschreibung.
Ab dem vierten Schuljahr...
Das Kind wendet die Regel- und Merkelemente immer sicherer an, es kann Wörter sicher durchgliedern und den Wortstamm erschließen. Schreibweisen können immer sicherer abgeleitete werden. Auch in längeren Sätzen und Texten wendet es die Rechtschreibregeln überwiegend korrekt an. Es lernt Fremdwörter und komplexe Wörter zu durchgliedern und zu schreiben.
Nach dem vierten Schuljahr...
Die Rechtschreibung entwickelt sich besonders stark in den ersten vier Schuljahren. Danach erfolgt noch eine weitere Differenzierung und Sicherung. Es lernt Fremdwörter sicher zu schreiben und Ausnahmeregeln zu beherrschen.
Der Leseerwerb...
Der Leseerwerb entwickelt sich ebenfalls schrittweise. Das Kind lernt nach und nach den geschriebenen Buchstaben die Laute zuzuordnen, es lernt diese zusammen zu ziehen und das Gelesene zu verstehen. Ab dem zweiten Schuljahr sollte das Kind das Kind Sätze und kurze Texte lesen und ausreichend verstehen können. Ende des dritten Schuljahres sollte es flüssig Sätze und Texte lesen können. Am Ende des vierten Schuljahres sollte es längere Texte mit adäquater Betonung lesen können.